Die einen nennen es Mitarbeiterküche, andere Sozialraum. Es ist der Rückzugsort für Mitarbeiter. Er liegt mal im Keller, mal direkt dort, wo sich daneben ein Besprechungsraum befindet. Mal ist sie sehr klein, mal ein Durchgangsraum, manchmal groß genug, um vielen Menschen einen Platz zu bieten. Ein Raum, der enorm viel über ihr Unternehmen, ihre Mitarbeiter und die Unternehmenskultur verrät.
Da viele Unternehmen mittlerweile Kaffee, Obst und andere Snacks ihren Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung stellen, brummt es nur so in Kaffeeküchen. Der eine holt schnell einen Kaffee. Der andere sagt kurz einem Kollegen Hallo. Für viele Menschen der letzte Rückzugsort, um Stress, Kunden, Chefs und andere Gründen zu entfliehen. Dabei spielt dieser unscheinbare Raum eine enorme Rolle, wenn es um Mitarbeiterbindung, Teambuilding und eine gelebte Unternehmenskultur geht.
Individualität versus Kollektiv
Hat ein jeder seinen eigenen individuellen Kaffeebecher oder schauen alle gleich aus? Wirkt alles steril oder familiär? Wenn alle Kaffeehäferl gleich ausschauen, ist der Corportate Brand voll erfüllt worden. Individualität ist damit allerdings wenig möglich. Dabei spielt es auch weniger eine Rolle, ob eigene Becher mitgenommen werden könnten. Meiner Erfahrung nach macht man das dann einfach nicht. Ein einheitliches Bild wird akzeptiert und fertig. Dabei ist so ein einfacher Becher, der einem selbst gehört, oftmals der letzte Rest von Privatem im Unternehmen, wenn ich auf so mache Schreibtische schaue.
Spannend wird es bei Thema der Individualität erst bei der Frage, wer wann die Kaffeemaschine reinigt. Ja, die Dinger gehören ab und zu gereinigt! Gibt es einen Plan? Was passiert, wenn es vergessen wird? Regeln nicht eingehalten werden? Ist das Reinigungspersonal dafür zuständig? Ist die Küche immer sauber? Einfache Fragen mit unglaublich viel menschlicher Wirkung.
Kommunikation versus Schweigen
Im Allgemeinen ist die Küche ein Rückzugsraum. Dabei gibt es dabei unzählige Unterschiede bei Unternehmen, die viel zum Unternehmensklima beitragen. Trifft man sich in der Küche, oder holt man sich nur schnell einen Kaffee? Sind nur Mitarbeiter, oder auch mal Kunden dort? Wird dort viel gelacht? Wechselt das Gesprächsthema, wenn der Chef vorbei geht? Wird es leiser, wenn der Chef vorbei geht? Wo ist die Küche überhaupt? In vielen Neubauten sind diese mittig gelegen. Kommunikation ist dort wenig in einer Art Privatsphäre möglich. Dafür ist der Weg für den Kaffee bei Kundenterminen in den Besprechungsraum möglichst kurz. Auch eine Form von Effizienz.
Marke versus Familie
Eine Unternehmensküche sollte dazu dienen, Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, sich ihr eigenes Essen zuzubereiten. Gibt es dafür nur eine Mikrowelle oder einen E-Herd? Darf überhaupt in der Küche gekocht werden? Sie können auch einen gewissen Zusammenhalt in Organisationen oder Teams daran erkennen, wo Fotos, Urlaubskarten oder andere Peinlichkeiten von Weihnachtsfeiern aufgehängt werden. So es überhaupt welche davon gibt. Wer manchmal über 10 Stunden im Büro ist, findet ab und zu in einer Küche einen Ort, um abzuschalten. In einigen Unternehmen wird dann gemeinschaftlich gekocht. Meinst jedoch fristen Menschen darin das einsame Einzelschicksal. Es wird alleine gekocht oder alle gehen gemeinschaftlich in eine Kantine essen. Je nach Unternehmensgröße ist daher aus einer Küche eine reine Kaffeeküche geworden, wo daneben noch Gratisobst, Tee und ab und zu Kekse zu finden sind.
Dies waren einige Eindrücke, die ich in meiner bisherigen Laufbahn in so mancher Mitarbeiterküche vorfand und im Rahmen von Beratungsprojekten bewusst erlebte. Dort habe ich unzählige Gespräche, oft produktivere, wie am eigentlichen Arbeitsplatz geführt. Ein spannender Ort, der in vielen Unternehmen durchaus noch ein großes ungenutztes Potential besitzt. Mein Fazit: Die Mitarbeiterküche ist das Spiegelbild der Unternehmenskultur.