In einer Welt, in der der Wettbewerb um Talente und Mitarbeitenden, die auch bleiben wollen, trotz der aktuellen Wirtschaftslage immer härter wird, generell Arbeitskräfte in vielen Branchen fehlen, könnte die Lösung für erfolgreiches Recruiting näher liegen, als man denkt – im E-Commerce. Im E-Commerce steht der Kunde im Mittelpunkt. Jeder Schritt des Kaufprozesses ist darauf ausgelegt, die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden zu erfüllen. Diese kundenorientierte Denkweise kann auch im Recruiting angewendet werden, um den Bewerbungsprozess zu optimieren, Ghosting – wenn sich niemand mehr im Falle eines Bewerbungseinganges meldet, beidseits zu minimieren, mehr Vertrauen aufzubauen und um abteilungsübergreifend neue Lösungen zu konzipieren.
Bewerbende sind Kunden
Im Recruiting sollten Bewerberinnen und Bewerber wie Kundinnen und Kunden behandelt werden. Tun sie aber nur in wenigen Fällen, da Bewerbende meist noch als anonyme „Bittsteller“ angesehen werden. Genau wie im E-Commerce, wo mit dem Kunden auf Augenhöhe kommuniziert werden sollte, sollte auch der Bewerbende wirklich im Mittelpunkt stehen. Ein freundlicher und respektvoller Umgang kann den Unterschied machen und das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positionieren.
Recruiting ist schließlich auch eine Form von Kundenservice und nicht nur das Abarbeiten von Anforderungsprofilen, dem Lesen von Lebensläufen und der Führung von Vorstellungsgesprächen. Strategisches Recruiting bedeutet für mich, entscheidende Schritte in der Unternehmens- und Organisationsentwicklung zu setzen, indem man Menschen mit gemeinsamen Werten und Zielen verbindet und eng von Anfang an mit der Personalentwicklung zusammenarbeitet.
Recruiting schafft somit Umsatz und ist nicht nur eine Kostenstelle.
Zum Beispiel habe ich bei einem Arbeitgeber in Zusammenarbeit mit Fachabteilungen neue Teams gebildet, die es zuvor nicht gab. Dazu muss jedoch die Rolle des Recruiter anders gestaltet sein, als sie in vielen Unternehmen aktuell gelebt wird.
Bewerbungsprozess als Bestellvorgang
Der Bewerbungsprozess kann mit einem Bestellvorgang im E-Commerce verglichen werden. Ein einfacher und intuitiver Bewerbungsprozess, ähnlich wie ein gut gestalteter Bestellvorgang, kann die Bewerberquote erhöhen. Lange und komplizierte Formulare schrecken ab, während ein klar strukturierter und benutzerfreundlicher Prozess die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Bewerber ihre Bewerbung abschließen.
Die Karriere-Seite kann noch so fancy und toll ausschauen (der Inhalt sollte der Zielgruppe gefallen und nicht nur dem Auftraggeber), wenn ein Mensch vier Klicks braucht, um überhaupt zu den offenen Positionen zu gelangen. Usability dazu ist der Schlüssel, um auch Menschen zu erreichen, die nicht die Geduld aufbringen wollen, um sich „durch zu klicken“, weil sie es sich schlicht aufgrund ihrer Erfahrung und Ausbildung leisten können. Ein kleines Textfeld reicht, damit Interessenten die Möglichkeit bekommen, zusätzliche Informationen über sich, ihre Wünsche oder Erwartungen vorab mitteilen zu können. Dieses Textfeld fehlt jedoch in einigen Recruiting-Tools.
Wobei ich aus Erfahrung sagen kann, dass der Prozess auch nicht zu einfach sein sollte, schließlich geht es darum, die passenden Menschen zu finden und nicht viele Menschen, die passen könnten. Dazu gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Fragestellungen, Gamification, usw., um den Prozess möglichst so zu gestalten, dass sich Menschen mit anderen Vorstellungen zu einem Job nicht angesprochen fühlen. Tools wie JobTreffer bieten zudem die Möglichkeit, den Cultural Fit direkt mit der Führungskraft zu erheben und nicht beispielsweise mittels unpassenden Assessment-Aufgaben oder unwissenschaftlichen Verfahren in der Personalauswahl.
Transparenz und Kommunikation
Im E-Commerce sind Zwischenmeldungen zum Verbleib der Ware und zur voraussichtlichen Lieferzeit Standard. Mehr noch, ich kann als Kunde mitverfolgen, wo sich mein Paket befindet und wann es dort ist, wohin ich es bestellt habe. Diese Transparenz sollte auch im Recruiting Einzug halten. Bewerberinnen und Bewerber möchten wissen, wo sie im Prozess stehen und wie lange es dauert, bis eine Entscheidung getroffen wird. Regelmäßige Updates und klare Kommunikation können Unsicherheiten reduzieren und das Vertrauen in das Unternehmen stärken. Aus der Erfahrung von zig Recruiting-Prozessen kann ich jedoch festhalten, dass dies so nicht die Regel ist.
Wie Robin Sudermann im Artikel des Magazin Human Resources Manager treffend zusammenfasst: „Unternehmen müssen Stellenangebote wie Produkte vermarkten und ihre Bewerberinnen und Kandidaten genauso gut verstehen wie die Betreiber eines erfolgreichen Onlineshops ihre Kundschaft. Denn wie im E-Commerce geht es nicht darum, einfach pauschal jede Person zu begeistern, sondern nur die Richtigen.“
Fehler, Missverständnisse und Absagen
Fehler passieren, sowohl im E-Commerce als auch im Recruiting. So man sie im Recruitingprozess als Bewerberin oder Bewerber wahrnehmen kann. Ein Beispiel dazu wäre eine Fehlbesetzung. Doch wie man damit umgeht, macht den Unterschied. Im Recruiting oder Bewerbungsprozess habe ich bereits einige Male auf einige Großteils unbeabsichtigte „Fehler“ und Missverständnisse, teils auch Vorurteile, aufmerksam gemacht.
Im E-Commerce sind Rabatte oder kleine Giveaways bei Fehlern üblich, um die Kundenbindung zu stärken. Auch im Recruiting können kleine Gesten, wie ein persönliches Dankeschön oder ein kleines Geschenk bei einer Absage, einen positiven Eindruck hinterlassen und die Beziehung zum Bewerbenden verbessern. Letztere könnten schließlich auch Kunden sein oder werden. Um diese Verbindung herzustellen, müsste zum Beispiel Employer Branding mit Marketing im Produktmanagement oder bei einzelnen messbaren Maßnahmen verbunden werden. Wie das geht, erkläre ich dir gerne persönlich, oder einmal in einem anderen Artikel.
Kundenservice statt No-Reply
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kundenservice. Im E-Commerce gibt es bei Fragen oder Beschwerden einen Kundenservice, der weiterhilft. Man kann meist reale Menschen anrufen, die einem weiterhelfen. Im Recruiting sollte es ebenfalls eine Anlaufstelle für Bewerberinnen und Bewerber geben, an die sie sich bei Fragen oder Problemen wenden können. Eine No-Reply-E-Mail-Adresse hinterlässt einen unpersönlichen Eindruck und schafft in der Regel nur Frustration.
Lernen von den Bewerbern
Im E-Commerce ist es üblich, das Verhalten der Kunden zu analysieren und daraus zu lernen. Stichwort A/B Testing. Diese Daten helfen, den Service zu verbessern und die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Im Recruiting wird dieses Potenzial oft nicht genutzt. Durch Tracking und Analyse des Bewerberverhaltens können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die den Recruiting-Prozess optimieren und die Bewerbererfahrung verbessern.
Mit Bewerbern zu reden und sie wirklich verstehen zu wollen, schafft Lösungen, die man so oftmals mit seinen fachlichen Scheuklappen gar nicht gesehen hätte.
Zwischenfazit
Recruiting kann viel vom E-Commerce lernen. Obwohl HR-Verantwortliche oft wissen, wie wichtig die Kommunikation mit Bewerbenden ist – etwa über die Dauer des Prozesses oder die Gründe für eine Absage, wie im Artikel der Personalwirtschaft beschrieben – bedeutet das nicht, dass die Prozesse entsprechend angepasst sind. Wissen und Umsetzung sind eben nicht dasselbe, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt.
Indem Bewerbende wie Kunden behandelt werden und der Bewerbungsprozess transparent und benutzerfreundlich gestaltet wird, kann die Bewerbererfahrung verbessert und die besten Talente gewonnen werden. Kleine Gesten bei Fehlern oder auch Absagen, ein guter Kundenservice und das Lernen von den Bewerbern sind weitere wichtige Aspekte, die das Recruiting erfolgreicher machen können.
Wie siehst du aktuelle Recruiting-Prozesse? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Hinterlasse mir gerne deine Sichtweisen dazu.
Ein Gedanke zu „Was Recruiting von E-Commerce lernen kann“
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