Wer kennt sie nicht. Menschen, die es scheinbar gut mit uns meinen. Die uns Ratschläge geben. Glauben zu wissen, wie es besser geht. Die uns belehren. Die immer alle Vorschläge verneinen. Die alles auf die Waagschale legen. Die meinen, dass sie ihre Ziele sowieso nicht erreichen werden? Kennen sie solche Menschen? Würde mich wundern, wenn nicht. Besserwisser, egal ob Männer oder Frauen, begegnen mir ab und zu. Sei es in Gesprächen oder ebenso, wenn ich Texte, wie diese Zeilen, verfasse und online stelle. Sie kommen analog wie digital vor. Im Digitalen deckt sie manchmal der Mantel der Anonymität.
Besserwisser erinnern mich immer an zwei lustige und gleichzeitig schockierende Situationen in meinem Leben. Ich bin in einem großen Lehrsaal an der Uni, um mich herum 350 andere Studierende, die in der Einführungsvorlesung sitzen. Vor uns kommt eine kleine alte Dame, die Institutsvorständin, auf das Podium und sagt mit klarer Stimme ins Mikro: „Schön, dass sie sich alle für Geschichte interessieren, sie sollten aber alle wissen, dass sie nach dem Studium, so sie nicht Lehramt studieren, mit Sicherheit arbeitslos sind.“ Knapp vier Jahre später sagte dieselbe Frau zu einer Hand voller Doktoratsstudierenden und mir in der ersten Lehrveranstaltung denselben Satz. Eine Besserwisserin in Reinkultur. Aber warum ist das so? Meinst, weil diese Menschen nur ihr Leben und die darin enthaltenden Erfahrungen und Lösungswege kennen. Wie können wir daher mit ihnen umgehen? Wenn wir Besserwissern begegnen oder mit ihnen zusammenarbeiten (müssen)? Hier einige Tipps und Vorschläge. Zum Entschärfen, Reflektieren oder um einfach einen kurzen Seelenfrieden zu finden.
Ignoranz vor Akzeptanz
Menschen, die alles besser wissen, wollen in erster Linie fast immer Aufmerksamkeit. Und sie bekommen diese durch unterschiedliche Arten. Wenn es ins Argumentieren geht, oder wenn sie einfach nur den Kopf schütteln. Sie regieren. Versuchen sie deshalb einmal, einfach das Gesagte zu ignorieren. Wechseln sie sofort das Thema. Niemand, kein Mensch, will ignoriert werden. Sie werden sehen, dass sie damit Besserwissern den Wind aus den Segeln nehmen.
Schlagfertig sein
Besserwisser, die in einem Meeting all ihre Ideen verneinen, die Angst vor Veränderung haben und ihnen das Gefühl vermitteln, kleiner als sie selbst zu sein, können sie jederzeit mit Schlagfertigkeit Parole bieten. Eine kurze Gegenfrage zu einer Aussage kann Gespräche vermeiden, bevor sie begonnen haben. Einfaches Beispiel: “Wieso können sie dies beurteilen?”
Mensch bleibt Mensch
Warum sind Besserwisser eigentlich Besserwisser? Dahinter stecken viele Einflüsse, die Menschen dazu bewegen, alles besser zu wissen. Neid, Enttäuschung, unterfüllte Wünsche. Die Gründe sind unzählig. Sie müssen die Gründe nicht entschlüsseln. Vielmehr sollten sie sich bewusst machen, dass es Gründe gibt. Damit ist ein Anfang gesetzt. Eine einfache Methode, ihre Bedürfnisse anderen mitzuteilen, ist das Modell nach Marshall B. Rosenberg. Nach ihrer Beobachtung äußern sie das Gefühl, welches sie in der Situation tatsächlich gefühlt haben, dann äußern sie ihr Bedürfnis und danach eine Bitte. Damit bringen sie auch Besserwisser zum Nachdenken und zur Selbstreflexion. Weil Prävention immer besser ist als Sabotage zu betreiben.
Gehen, Atmen, Lächeln
Besserwissen können manchmal auch keine Ruhe finden, bis sie die gewünschte Bestätigung erhalten. Daher ist ein physischer Ortswechsel eine Möglichkeit, nicht dem Thema, jedoch dafür der Situation zu entfliehen. Mal plötzlich auf´s Klo zu müssen, ein wichtiger Telefonanruf. Sie sind kurz weg und können das Gespräch damit wieder auf andere Bahnen lenken. Eine weitere Lösung, um Besserwissen das Ruder aus der Hand zu nehmen ist einfach und ein wenig auf den ersten Blick komisch. Lächeln sie. Nicht übertrieben. Nicht auslachen. Nein, einfach lächeln. Menschen sind so sensibel, dass sie unbewusst dieses Lächeln aufnehmen.
Reflektieren und Anerkennen
In der Bedürfnispyramide ist Akzeptanz ganz weit vorne gelegen. Besserwisser wollen, wie wir alle, akzeptiert werden. Mit ihrer Meinung. Ihren Gedanken. Erkennen und reflektieren sie einmal das Gesagte von Besserwissern. Wissen von Besserwissern stellt sich oft auch erst im Nachhinein als Falschmeldung heraus. Vielleicht haben sie in der einen oder anderen Form Recht? Und können es eben durch ihre Art nicht anderes ausdrücken. Manchmal macht es aber auch Sinn, sich über vermeintlichen Unsinn Gedanken zu machen. Vielleicht haben diese Menschen auch Recht und entpuppen sich im Nachhinein als Querdenker und nicht als Besserwisser? Jeder Mensch hat seinen „blinden Fleck“.