Fachkräftemangel heißt aufzuräumen

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind heute eine heiß begehrte “Ware”. Fachkräftemangel ist deshalb auch im neuen Jahr 2020 eines der prägenden Themen in Unternehmen. Dabei ist dieses aktuelle Thema ein alter Hut. Als ich Assistent an der Universität war, recherchierte ich zum Thema Demografie und Personalmangel in den kommenden Jahren. Bei der Recherche fand ich ein Buch aus den 1980iger Jahren, im dem zum Thema Facharbeitermangel in Österreich eine Prognoserechnung enthalten war, in der davon ausgegangen wurde, dass ab 2010 Facharbeiter fehlen werden. Zum einen dienten dafür Geburtenjahrprognosen und die stetige Steigerung der Qualifikation für diese Aussage. Diese Prognose ist nun fast 40 Jahre alt. Darin enthalten sind Zahlen.

Und genau darin steckt schon der erste Fehler im System. Zahlen widerspiegeln keine Menschen. Es sind Zahlen. Fachkräftemangel ist daher auf der einen Seite demografisch zwar durchaus nachvollziehbar, jedoch auf der anderen Seite hausgemacht. Dabei sind es keine Prognosen, die zum Facharbeitermangel geführt haben. Vielmehr sind es interne Komponenten, über die wenige Menschen sprechen und dennoch viele darüber Bescheid wissen.

 

Fehlende Unternehmenskultur

Viele Unternehmensleitbilder exzitieren, weil Unternehmen beispielsweise ISO zertifiziert sind und ein Leitbild dort als Voraussetzung angeführt sein muss. Eine Unternehmenskultur sollte jedoch nicht so entstehen und verfasst werden. Oftmals kommt es mir allerdings so vor, als ob Außendarstellung und interne Kommunikation nicht Hand in Hand gehen und Unternehmenskulturen an Wänden hängen, um ab und zu abgestaubt zu werden. Hinzu kommen die Führungskultur innerhalb des Unternehmens und der Unternehmenszweck mitsamt seiner gelebten Prinzipien. Warum gibt es eigentlich das Unternehmen? Mitarbeiter verlassen ihre Führungskraft und nicht unbedingt das Unternehmen.

 

Candidate Journey

Was bringt ein schönes Außenbild, wenn Bewerber keine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten? Da stecken Mühe und Arbeit dahinter, die keine Anerkennung findet. Es gibt heute viele Softwarelösungen, die hierzu erste Möglichkeiten bieten, rasch per Mail eine automatische Antwort zu erstellen. Von einer einfachen Übermittlung von Bewerbungsunterlagen ganz zu Schweigen. Hinzu kommen Onboardingprozesse und andere Verwaltungsaufgaben, die sich seit Jahren nicht verändert haben und dringend einer zeitgemäßen Überarbeitung in vielen Unternehmen zugeführt werden sollten. Die Warum-Frage sollte dabei vor der Was-Frage im Handlungsprozess gestellt werden. Haben Sie Mut zur Veränderung und neuen Ideen. Werden Sie digital und unkompliziert in der Candidate Journey.

 

Einzigartigkeit – Quo Vadis?

Warum sollte ich mich in ihrem Unternehmen bewerben. Schweigen. Wegen dem guten Gehalt und Gratis-Kaffee? Der spannenden Entwicklungsmöglichkeiten? Stimmen diese überhaupt? Employer Branding ist noch ein Stiefmütterchen in der Unternehmensplanung. Dabei spielt es eine entscheiden Rolle, um sich als Arbeitgeber vom Mitbewerb zu unterscheiden. Was macht ihre Arbeitgebermarke aus? Der Fachkräftemangel kann zwar nicht mit einer Arbeitgebermarke beseitigt werden, allerdings macht es einen Unterschied, ob Menschen sie kennen oder nicht. Weil wer sie nicht kennt, wird sich auch nicht bei ihnen bewerben.

 

Weg von der Perfektion des Lebenslaufes

Ein Lebenslauf ist ein Lebenslauf. Berufliche Stationen, Ausbildungen und vielleicht noch zusätzliche Angaben chronologisch aufgeschlüsselt. Diese sagen allerdings nichts darüber aus, was einen Menschen wirklich ausmacht. Wir sind schon lange im 21. Jahrhundert angekommen und viele Unternehmen arbeiten Bewerber aufgrund von vergangenen Lebensstationen ab. Absagen, Evidenz, Einladung zum Vorstellungsgespräch. 20 Jahre Erfahrung sagen nichts darüber aus, ob auch 20 Jahre alles richtig gemacht wurde. Weg vom klassischen Lebenslauf-Scan und hin zu Kompetenzen wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Niemand ist perfekt. Viel spannender und aussagekräftiger ist die Biografie und die darin enthaltenen Zugänge, Einstellungen und „soft skills“.

 

Unternehmen werden sich bewerben müssen

Unternehmen müssen sich heute selbst um Mitarbeiter bemühen. Mehr noch. Sie werden sich in Zukunft bewerben müssen und nicht umgekehrt! Viele Unternehmen handeln jedoch noch so, wie wenn eine Stellenausschreibung schon genügend würde. Jobmessen sind heiß begehrt, um Nachwuchs zu finden. Mitarbeiter werden als Markenbotschafter gefunden. Die Zielgruppe dabei ist meist jung, Generation Y. Meine Firma, meine Marke, mein Arbeitgeber. Ein Weg, den nunmehr viele Firmen einschlagen. Bewerben Sie ihr Unternehmen! Social Media heißt zudem sozial zu agieren. Copy und Paste von Stellenanzeigen ist daher genauso wirkungsvoll, wie denn ich einen Köder irgendwo ins Meer werfe.

 

Ein kurzes Fazit zum Fachkräftemangel

Gehen wir weg von Zahlenspielen und Messbarkeit und kümmern wir uns wieder um den Kern der Sache. Den Menschen mit seinen Bedürfnissen. Anerkennung und Lob. Selbstverwirklichung und Weiterbildung. Sichtbar gemachte authentische Storys aus dem Alltag. Einfache Bewerbungsmöglichkeiten. Eine gelebte Arbeitgebermarke. Ob Sie wollen oder nicht, daran wird in Zeiten des Fachkräftemangels kein Weg vorbei führen. Weil Fachkräftemangel haben nur diejenigen Unternehmen, die nichts dagegen frühzeitig tun. Wer nichts dagegen getan hat, hat ihn. Ganz einfach. Der demografische Wandel steht dazu erst am Anfang und wird wie ein Tsunami über den Arbeitsmarkt hinwegrollen. Überbleiben diejenigen Unternehmen, die heute bereits Vorkehrungen treffen.

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