Quereinstieg im Job

In einer sich stetig verändernden Arbeitswelt suchen immer mehr Menschen nach neuen beruflichen Herausforderungen. Der Quereinstieg, das Wechseln in einen Job oder eine Branche, die nicht dem bisherigen Berufsfeld entspricht, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ich bin selbst mehrfacher Quereinsteiger und wohl einer der wenigen Österreicher, der eine Lehre und ein Doktorat abgeschlossen hat. Doch was ist wirklich dran am Quereinstieg? Leuchten wir einmal näher hin in die Welt der Chancen und Herausforderungen.

 

Zwischen reden und tun ist bekanntlich ein Unterschied. Es wird, dies steht außer Zweifel, viel darüber geredet und Quereinsteiger:innen scheinen als neue Arbeitnehmer:innen vielfach willkommen zu sein. Dabei kommt es ganz auf den Job und seine Voraussetzungen an. Natürlich wird der Gärtner nicht über Nacht zum Herzchirurgen. Dennoch gibt es Jobs, von denen man auf den ersten Blick nicht denken würde, dass ein Quereinstieg möglich wäre.

 

Zwei Beispiele. Zum einen die IT-Branche. Es braucht dafür viel Erfahrung und Ausbildung. Wer hätte gedacht, dass es auch dort die Möglichkeit gibt, auch dort quer einzusteigen? Siehe das IT Bootcamp | BearingPoint. Dort lernt ein Mensch in drei Modulen und drei Monaten Ausbildung die ersten Schritte für einen neuen Job. Ein tolles Projekt, welches bereits mehrere Durchläufe hatte und zeigt, dass es Unternehmen selbst in der Hand haben, dem Fachkräftemangel selbstständig entgegen zu treten. Ein anderes Beispiel sind in Österreich aktuell Lehrer:innen. Siehe Möglichkeiten für einen Quereinstieg in den Pädagog/innenberuf (bmbwf.gv.at). Wie viele der neuen „Lehrer:innen“ auch nach einem Semester noch im Job bleiben, bleibt abzuwarten. Es gibt sie also, die Chancen für den Quereinstieg.

 

Welche Vor- und Nachteile bringt ein Quereinstieg aber aus der sich von Unternehmen und den Quereinsteiger:innen mit sich? Welche Zugänge stehen ihnen zur Verfügung und welche Unterstützung benötigen sie?

 

Die Vorteile des Quereinstiegs

  1. Frischer Wind und neue Perspektiven: Ein/e Quereinsteiger:in bringt frische Ideen und einen anderen Blickwinkel in das Unternehmen oder die Branche ein. Dies kann zu innovativen Lösungen und einem positiven Wandel führen.
  2. Fachübergreifende Skills: Quereinsteiger:innen bringen oft Fähigkeiten aus ihrem vorherigen Beruf mit, die in ihrer neuen Position von großem Nutzen sein können. Zum Beispiel können Kommunikationsfähigkeiten, Projektmanagementkenntnisse oder analytische Fähigkeiten in verschiedenen Branchen angewandt werden.
  3. Diversity und Vielfalt: Unternehmen profitieren von einer vielfältigen Belegschaft, da unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen zu einer besseren Problemstellung und kreativeren Lösungsfindung führen können. Quereinsteiger:innen tragen zur Vielfalt im Team bei.

 

Die Nachteile des Quereinstiegs

  1. Einarbeitungszeit: Quereinsteiger:innen benötigen in der Regel mehr Zeit, um sich in die neuen Aufgaben und Strukturen einzufinden. Dies kann zu Anfangsverzögerungen und einer steileren Lernkurve führen.
  2. Fehlende Fachkenntnisse: In einigen Branchen sind spezifische Fachkenntnisse unerlässlich. Ein/e Quereinsteiger:in kann anfangs Schwierigkeiten haben, sich in einem Bereich zurechtzufinden, in dem er oder sie keine Erfahrung hat. Dennoch kann viele auch on the job gelernt werden.
  3. Akzeptanz im Team: Die Akzeptanz von Quereinsteiger:innen im bestehenden Team kann eine Herausforderung darstellen. Es erfordert Zeit und Geduld, um das Vertrauen der Kolleg:innen zu gewinnen und sich in die bestehende Unternehmenskultur zu integrieren.

Es fehlt ihnen nicht selten der „Stallgeruch“. Darunter verstehe ich Menschen, die die gleichen Ausbildungen und beruflichen Wege haben, die sich zum Beispiel „hinauf“ gearbeitet haben, die dasselbe studiert haben, die oftmals dasselbe „durchleiden“ mussten oder gleiche Organisationsstrukturen gewohnt sind. Quereinsteigende haben diesen „Stallgeruch“ nicht, können aber je nachdem die Tätigkeiten nach einer bestimmten Zeit gleich gut erledigen, wie Menschen, die dies seit mehreren Jahren ausüben.

 

Quereinsteiger:innen quo vadis?

Quereinsteiger:innen haben verschiedene Zugänge zu ihrer neuen beruflichen Laufbahn. Hier sind einige Möglichkeiten:

  1. Weiterbildung und Umschulung: Eine häufig gewählte Option ist die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen oder Umschulungen, die speziell auf die Bedürfnisse des neuen Berufsfelds zugeschnitten sind. Dies ermöglicht es Quereinsteigenden, fehlende Fachkenntnisse aufzuholen.
  2. Networking: Das Knüpfen von Kontakten in der Branche, in die man einsteigen möchte, ist von unschätzbarem Wert. Networking-Veranstaltungen, Branchenkonferenzen und Online-Plattformen können dabei helfen, Kontakte zu knüpfen und Insights zu gewinnen.
  3. Praktika und Hospitationen: Praktika und Hospitationen bieten die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der neuen Branche zu sammeln und Einblicke in die tägliche Arbeit zu erhalten. Dies kann die Chancen auf einen erfolgreichen Quereinstieg erhöhen.
  4. Bildungswege: In einigen Fällen kann ein formales Studium oder eine Zusatzausbildung erforderlich sein, um die erforderlichen Qualifikationen für den Quereinstieg zu erlangen. Dies kann jedoch eine langfristige Investition in die neue Karriere sein.

 

Was benötigen Quereinsteiger:innen?

Quereinsteigende brauchen bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften, um erfolgreich in ihrem neuen Berufsfeld Fuß zu fassen:

  1. Lernbereitschaft: Die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich neuen Herausforderungen anzupassen, ist entscheidend. Quereinsteiger:innen müssen offen für Wissenserweiterung sein.
  2. Flexibilität: Da der Wechsel in ein neues Berufsfeld unvorhersehbare Anpassungen erfordert, ist Flexibilität von Vorteil. Die Fähigkeit, sich auf verschiedene Arbeitsweisen und -umgebungen einzustellen, ist wichtig.
  3. Kommunikationsfähigkeiten: Gute Kommunikationsfähigkeiten sind in nahezu jedem Berufsfeld von entscheidender Bedeutung. Quereinsteigende müssen in der Lage sein, effektiv mit Kolleg:innen, Vorgesetzten und Kund:innen gleichermaßen zu kommunizieren.
  4. Selbstvertrauen: Selbstvertrauen ist wichtig, um Hindernisse zu überwinden und Herausforderungen anzugehen. Quereinsteigende sollten an ihre Fähigkeiten und ihr Potenzial glauben. Umgekehrt müssen auch Verantwortliche an Quereinsteigende glauben und ihnen überhaupt erst einmal die Chance einräumen, gut genug zu sein für einen Job.

 

Die Unterstützung von Arbeitgeber:innen

Damit Quereinsteigende erfolgreich sind, ist Unterstützung von verschiedenen Seiten im Unternehmen notwendig:

  1. Mentoring: Die Zuweisung eines Mentors oder einer Mentorin aus der Branche kann Quereinsteigende helfen, sich schneller einzuarbeiten und wertvolle Einblicke zu erhalten. Gilt nicht nur für Quereinsteigende!
  2. Weiterbildungsangebote: Unternehmen sollten Weiterbildungs- und Schulungsmöglichkeiten für Quereinsteigende bereitstellen, um die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse aufzubauen.
  3. Integration im Team: Die Unterstützung bei der Integration in das bestehende Team und die Förderung eines positiven Arbeitsumfelds sind von großer Bedeutung. Hierbei haben Führungskräfte eine besondere Rolle, gerade dann, wenn der „Stallgeruch“ zum Thema wird.
  4. Beratung und Karriereplanung: Individuelle Beratung und die Entwicklung eines klaren Karriereplans können Quereinsteigern helfen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen.

 

Ein quergedachtes Zwischenfazit

Für mich persönlich ist der Quereinstieg in einen neuen Job eine aufregende Möglichkeit, mich beruflich weiterzuentwickeln und mich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Vorteile, die ein Quereinstieg bietet, wie frische Perspektiven und die Möglichkeit, seine eigenen Skills einzubringen, sind äußerst verlockend. Allerdings muss sich Mensch bewusst sein, dass dieser Weg auch einige Herausforderungen mit sich bringt, insbesondere die Einarbeitungszeit und das Aufholen von fehlenden Fachkenntnissen.

Insgesamt betrachtet bietet der Quereinstieg jedoch eine spannende Möglichkeit, berufliche Horizonte zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln. Mit der richtigen Unterstützung und der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und dem festen Glauben an seine Fähigkeiten, ist ein Quereinstieg gleichermaßen eine gute Möglichkeit für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen, von der beide Seite unter den richtigen Voraussetzungen nur profitieren können.

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